Nach einem kurzen Sommerstillstand nehmen die Immobilienpreise in Deutschland wieder Fahrt auf. Besonders im September zeigen aktuelle Marktanalysen einen deutlichen Aufwärtstrend. Sowohl Kaufpreise als auch Mieten steigen spürbar – ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht.
Kaufpreise steigen in allen Segmenten
Die Zahlen des Europace-Hauspreisindex belegen den Preisanstieg quer durch alle Immobilienarten. Bestandsimmobilien legen im September deutlich zu. Ein- und Zweifamilienhäuser verteuern sich gegenüber dem Vormonat um fast 0,7 Prozent, im Jahresvergleich um mehr als 2,5 Prozent. Neubauten folgen dicht dahinter mit einem Monatsplus von rund 0,6 Prozent und einer Steigerung um über zwei Prozent im Jahresvergleich.
Auch Eigentumswohnungen werden teurer. Zwar fällt der monatliche Anstieg im September mit gut 0,1 Prozent vergleichsweise moderat aus, doch im Jahresvergleich beträgt das Plus über drei Prozent. Damit verteuern sich Wohnungen stärker als Häuser – ein Signal, dass sich Kaufinteressenten im urbanen Raum auf weiter steigende Preise einstellen müssen.
Gesamtmarkt zeigt klare Richtung nach oben
Der Gesamtindex des EPX steigt im September um fast ein halbes Prozent. Binnen eines Jahres ergibt sich damit ein Zuwachs von rund 2,7 Prozent. Marktbeobachter sehen darin das Ende der Preisstagnation, die in den Sommermonaten kurzzeitig für Entspannung gesorgt hatte. Die Nachfrage bleibt hoch, das Angebot weiterhin knapp. Diese Kombination treibt die Preise erneut an.
Nachfrage trifft auf zu wenig Angebot
Die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt bleibt der zentrale Preistreiber. Der dringend benötigte Neubau kommt nur schleppend voran. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, insbesondere in den Ballungsräumen, weiter an. Familien, Paare und Einzelpersonen suchen bezahlbaren Wohnraum – finden ihn aber immer seltener.
Marktexperten rechnen damit, dass sich die Situation ohne deutliche Ausweitung des Wohnungsbaus weiter zuspitzt. Der von der Politik angekündigte „Bauturbo“ bleibt bisher weitgehend aus. Steigende Baukosten, hohe Zinsen und bürokratische Hürden bremsen viele Projekte aus.
Wohnungsangebote verteuern sich weiter
Auch die Daten der VALUE AG zeigen, dass Verkäufer ihre Angebotspreise anheben. Bestandseigentumswohnungen kosten im September rund 0,3 Prozent mehr als im August. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der Anstieg bei 4,4 Prozent.
Ähnlich sieht es bei Einfamilienhäusern aus. Die Angebotspreise steigen im Monatsvergleich um etwa 0,8 Prozent, im Jahresvergleich um 3,3 Prozent. Damit setzt sich der Trend steigender Preise sowohl im Bestand als auch bei Neubauten fort.
Mieten mit starkem Jahresplus
Besonders spürbar wird der Preisdruck bei den Mieten. Im September steigen sie um weitere 0,3 Prozent. Innerhalb von zwölf Monaten ergibt sich ein kräftiges Plus von 5,7 Prozent. Damit wachsen die Mieten schneller als die Immobilienpreise.
Der Grund liegt im massiven Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. In vielen Städten gibt es kaum freie Mietwohnungen. Neubauprojekte reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Gleichzeitig halten viele Eigentümer ihre Objekte zurück oder modernisieren sie umfassend, bevor sie neu vermieten. Das verschärft den Wohnungsmangel zusätzlich.
Marktexperten warnen vor weiterer Zuspitzung
Analysten sehen keine Anzeichen für Entspannung. Ohne deutliche Zunahme beim Neubau bleibt die Lage angespannt. Kommen zusätzliche Mietregulierungen hinzu, könnten viele Investoren weiter zögern – was das Angebot weiter verknappt.
Die Folge: steigende Preise auf allen Ebenen. Wer eine Immobilie sucht, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Und wer vermietet, steht vor der Herausforderung, steigende Kosten und politische Vorgaben in Einklang zu bringen.
Wohnraum bleibt knapp und teuer
Die aktuellen Zahlen zeigen klar, dass der deutsche Immobilienmarkt wieder aufwärtsgerichtet ist – allerdings zulasten der Verbraucher. Für Eigentümer bedeutet die Entwicklung steigende Werte und stabile Nachfrage. Für Kaufinteressenten und Mieter dagegen wird Wohnen zunehmend zur finanziellen Belastung.
Ob sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzt, hängt entscheidend vom Neubau ab. Ohne mehr Bauaktivität dürfte der Aufwärtstrend anhalten. Die Prognose bleibt eindeutig: Wohnen in Deutschland wird teurer. Quelle: Handelsblatt